Informations-Abend zur Projekt- und Aktionsgruppe Gemeinwohl-orientiertes Leben für BürgerInnen

KBW – Traunstein, 7.2.2017

Obwohl gleichzeitig in Traunstein die Erhebung zur fairtrade-Stadt war – was uns einige bereits angemeldete TeilnehmerInnen „kostete“ – kamen zum ersten Kurs-Treffen über 30 Personen.
   
Wir waren überwältigt … aus München, aus Passau, aus Salzburg … der Großteil aber aus dem Landkreis Traunstein.

Von 19 bis 20 Uhr traf sich die „Aktionsgruppe zum Gemeinwohl“ und bei über 20 InteressentInnen stellten 5 Personen ihre Projekt-Ideen vor.

Hans Glück erläuterte dabei, wie das KBW Traunstein diese Projekte als „Geburtshelfer“ unter dem Dach des Jahres-Projekts GWOB unterstützen will. In den nächsten Wochen werden Interessierte eingeladen, weiter Projekte nachzumelden.

Das 1. Treffen der Aktionsgruppe ging nahtlos in das 1. Treffen der „Projektgruppe Entwicklung Gemeinwohl-Kurs“ über. Nach einem Kennenlern-Spiel von Hans stellte Franz Galler die fünf „geborenen Projekt-Ideen“ vor und es kamen zwei weitere dazu.

Wir haben bisher also aktuell schon 7 Projekt-Ideen zum „Jahresprojekt gemeinwohl-orientiertes Leben“.

Hans Glück zeigte den Anwesenden danach, wie und warum wir unser Kurs-Konzept so konzipiert haben und wie es umgesetzt werden soll. Wichtig und von den TeilnehmerInnen sehr positiv aufgenommen wurde der Pilot-Charakter des Kurses. Es ist nun allen bewusst, dass in den nächsten Monaten nicht nur die Inhalte, sondern auch der Prozess an sich im Fokus und auf dem Prüfstand stehen.

Im Anschluss daran warteten alle schon gespannt auf den Kurs-Rahmen, den Christian Schwab von der Salzburger Gruppe GWOB vorstellte.

Danach demonstrierte Angelika Lindner – Koordinatorin des SpezialistInnen-Teams und ebenfalls von der Salzburger Gruppe GWOB – am Beispiel eines einzelnen Feldes in der Wertesäule „Solidarität“ den großen „Tiefgang“ des Reflexionsbogens.

Mit einem großen Applaus erhielten die beiden die verdiente Anerkennung, die ich in diesem Zusammenhang an alle Mitglieder der Kurs-Rahmen-Gruppe weitergeben möchte! Danke – bravo!!!

Die anstehenden Fragen konnten kompetent von uns beantwortet werden.

Wir waren überwältigt, als sich 21 Personen für den Pilot-Kurs selbst in drei Gruppen einteilten.

Aufgrund der großen Resonanz erklärten sich Angelika Lindner und Christian Schwab bereit, für den Pilot-Zeitraum ebenfalls eine Gruppe als Moderatorin zu übernehmen.

Christian      Angelika    Hans      Franz

Unser besonderer Dank gilt Angelika und Christian, die in den letzten Tagen und Wochen einen Vorbereitungs-Marathon hingelegt haben … der sich gelohnt hat!
Und die sich nun auch persönlich als Gruppen-ModeratorInnen einbringen …

 

Christian Felber begeistert große Zuhörerschaft

Hinweis:
Dieser in den regionalen Medien veröffentlichte Presseartikel von Alois Albrecht wurde mit Fotos zur Veranstaltung incl. Hinweisen ergänzt. Sämtliche Fotos sind von Alois Albrecht.

Neue Gemeinwohl-Bewegung Südostbayern nimmt Fahrt auf

Franz Galler begrüßt stolz 335 Gäste in dre voll besetzten Laufener Salzachhalle
Sichtlich erfreut über das große Interesse begrüßt Veranstalter Franz Galler 335 Gäste in der Laufener Salzachhalle. Er bedankt sich bei den vielen engagierten Bürgern, die über ihre Netzwerke die Veranstaltung beworben hatten.
Per Handzeichen zeigen die Anwesenden, woher sie angereist waren: ca. die Hälfte aus dem Berchtesgadener Land und je ein Viertel aus dem Landkreis Traunstein und dem Land Salzburg.

Vor 5 Jahren lud Christian Felber ihn zur Gründungsveranstaltung der Gemeinwohl-Ökonomie nach Wien ein, um die von ihm gegründete Sozialgenossenschaft RegioSTAR eG als Beispiel eines gemeinwohl-orientierten Unternehmens vorzustellen. Nun wolle man von Christian Felber als Begründer dieser weltweit stark wachsenden Zukunfts-Initiative erfahren, was aus seiner damals noch theoretischen Vision in der Praxis geworden sei.

 
In seinem 1 ½-stündigen fesselnden Vortrag zeigt der an der Wirtschafts-Universität Wien lehrende Bestseller-Autor und attac-Österreich-Gründer Felber eine vorhandene große Sehnsucht vieler Menschen hin zu einem anderen Wirtschaften auf. So meinen aktuell 72 Prozent der Deutschen, dass die vorherrschende Wirtschaft bei der „Vorsorge für unseren Planeten versage“. Lt. Umfrage der Bertelsmann-Stiftung aus 2010 und 2012 sagen 9 von 10 Bürgern in Deutschland ebenso wie in Österreich, dass Sie sich ein „anderes Wirtschaften wünschen“. Den stärksten Rückhalt für den Gemeinwohl-Ansatz geben allerdings die bestehenden Verfassungen. So besage z.B. Art. 151 der Bay. Verfassung, dass „die gesamte wirtschaftliche Tätigkeit dem Gemeinwohle diene“ und in den meisten europäischen Verfassungen stehe dies in ähnlicher Weise, so der Vortragende.

Nach Felber beruhe die Gemeinwohl-Ökonomie „auf denselben Verfassungs- und Grundwerten, die unsere Beziehungen gelingen lassen: Vertrauensbildung, Wertschätzung, Kooperation, Solidarität und Teilen“ und sie ist „einerseits eine vollethische und zum anderen eine wirklich liberale Marktwirtschaft“. Mit den gleichen Zielen initiierte Christian Felber das Projekt Bank für Gemeinwohl, das 2014 eine Genossenschaft gründete, die aktuell schon über 3.500 GenossenschafterInnen und ca. 2,5 Millionen Euro Gründungskapital für eine spätere Bank gesammelt hat.
 

Im Anschluss stellt Felber die Grundzüge der von ihm und einigen österreichischen Unternehmen entwickelten neuen Form des Wirtschaftens vor. Die Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) sei ein Veränderungshebel auf wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Ebene als Alternative zu kapitalistischer Marktwirtschaft und zentraler Planwirtschaft – ein auf gemeinwohlfördernden Werten aufgebautes Wirtschaftssystem als Brücke von Altem zu Neuem. Die GWÖ verstehe sich dabei als ergebnisoffener, gemeinschaftlich bestimmter und lokal stark wachsender Prozess mit globaler Ausstrahlung, die in den wichtigen Fragen dem „Souverän“, also dem Volke, eine ihm lt. Verfassungen zustehende Macht in praktisch umsetzbarer Form zurückgeben wolle, was durch Wahlen lt. Felber so nicht möglich sei.


Felber erklärt die souveränen Grundrechte, so wie sie seiner Meinung nach dem Volke zugestanden werden sollten:
Verfassung schreiben & ändern, Regierung wählen & abwählen, Gesetzesinitiativen stoppen, Gesetz initiieren und beschließen, öffentliches Gut kontrollieren, Geld schöpfen, Mandat für internationale Verhandlungen.


Am Beispiel der Frage einer gerechten Einkommensbegrenzung demonstriert Christian Felber, wie überraschend schnell in einer Gruppe von 10 Personen es mittels SK-Prinzip zu einer Einigung in dieser schwierigen Frage kommt.

Eine von vielen Fragen, die in einem demokratischen Wirtschaftskonvent gemeinschaftlich zu klären wäre.

Seit dem Start der Gemeinwohl-Ökonomie im Oktober 2010 sind über 9.000 Menschen weltweit aktiv geworden. Resultat ist eine internationale Bewegung, bestehend aus Privatpersonen, Unternehmen, Vereinen, Gemeinden und Regionen, die sich auf verschiedenen Ebenen vernetzen.

Eine „Gemeinwohl-Bilanz“ nach den Richtlinien des GWÖ-Vereins erstellen mittlerweile über 200 Betriebe, darunter z.B. die Sparda-Bank München, die Sparkasse Dornbirn, die Fachhochschule Burgenland, der outdoor-Ausrüster VAUDE oder die Berliner Tageszeitung TAZ.

Großen Beifall erntete Felber für die jüngsten Erfolge seiner Bewegung. Zum Einen nahm im September 2015 der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss eine 10-seitige Initiativstellungnahme zur Gemeinwohl-Ökonomie mit 86 % Stimmenmehrheit mit der Begründung an, dass “dieses Modell geeignet erscheint, in den Rechtsrahmen der EU und ihrer Mitgliedschaften integriert zu werden“, so Felber. Zum anderen sei in der gerade unterzeichneten Erklärung der neuen Baden-Württembergischen Regierung ebenso wie in der aktuellen Regierungserklärung des Landes Salzburg eine konkrete Unterstützung der Gemeinwohl-Bewegung fixiert.

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Einen begeisternden Zwischenapplaus erntete der freie Tänzer, als er im Kopfstand eine Folie mit den 10 Eckpunkten der Gemeinwohl-Ökonomie vorstellte, um aufzuzeigen, dass die GWÖ vieles Bestehende „auf den Kopf stelle“.

Nachdem Felber als Zugabe über eine ½ Stunde lang alle bestehenden Fragen der Zuhörer zur vollsten Zufriedenheit beantwortete, bedankte sich das Publikum mit einem lang anhaltenden Applaus bei ihm.

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Aufbruchsstimmung lag in der Luft als Veranstalter Franz Galler die geplanten nächsten Schritte vorstellte. Schon im Juni werde es Info-Veranstaltungen zur Ausbildungsreihe „Meine erste Gemeinwohl-Bilanz“ sowohl für Unternehmer und Kommunen geben, die von ihm organisiert und von zertifizierten GWÖ-BeraterInnen des GWÖ-Energiefeldes Salzburg angeboten werden und im September diesen Jahres starten sollen.
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links von Christian Felber: Sabine Lehner
und rechts von ihm: Isabella Klien – beides zertifizierte GWÖ-BeraterInnen des GWÖ-Energiefeldes Salzburg.

Über 70 Anwesende bekundeten schriftlich auf Reaktionszetteln ihr Interesse an einer Mitarbeit bzw. der Finanzierung beim Aufbau eines neuen GWÖ-Energiefeldes Südostbayern der Landkreise Berchtesgadener Land und Traunstein. Die Gründungsveranstaltung hierfür werde es lt. Galler im Juli geben.
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Bevor Franz Galler zum Abschluss der Veranstaltung einen großen Applaus für das Gelingen der Veranstaltung erhält, kann er freudig eine Folgeveranstaltung für den 9. Mai 2017 bekannt geben, wofür die Salzachhalle Laufen schon wieder gebucht sei. Als Referenten dafür konnte er den derzeit bekanntesten österreichischen Gemeinwohl-Unternehmer gewinnen: Heini Staudinger von den Waldviertler Schuhwerkstätten. Dies erntet begeisternde Reaktionen und mehr als 100 Personen sagen spontan und schriftlich dafür ihr Kommen zu.

Interessierte Bürger aus der Region können sich ausführlich über die Internetseite www.nachhaltige-region.de/vortrag-christian-felber informieren. Die nächsten Schritte in Bezug auf die geplanten Veranstaltungen, die Gründung des neuen GWÖ-Energiefeldes Südostbayern, sowie laufende Neuigkeiten rund um die GWÖ können dort per kostenlosen Email-Rundbrief abgefordert werden.

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Konnten sich über eine gelungene Veranstaltung freuen – von links nach rechts: Veranstalter Franz Galler, Christian Felber und Schirmherrin Karin Deinbeck vom Zallis Naturkost Café

3 Filmbeiträge rund um Franz Galler, Regiogeld & Visionen

Franz, der Visionär
Filmbeitrag Bayerisches Fernsehen bei „Unser Land“ 2011 – 7.28 min. – hier der link (klick)
Autorin und Regisseurin Angelika Vogel drehte zusammen mit Kameramann Peter Gillemont ein Portrait von Sterntaler-Gründer Franz Galler aus Ainring im Berchtesgadener Land. Der Titel des 7-minütigen Films lautete „Visionär Franz Galler – mit Leidenschaft für seine Region“.

Portrait von Franz Galler auf La Vita
Filmbeitrag Bayerisches Fernsehen bei „La Vita“ 2009 – hier der link (klick) – 6.58 min. Das Bayerische Fernsehen zeichnet ein Porträt von Franz Galler, Initiator des Sterntaler und der Genossenschaft RegioSTAR. Gezeigt werden der Dorfladen, der Permakultur-Garten und die Regionalwährung Sterntaler.

Das 3-Schalenmodell von Franz Galler
Youtube-Video des 3-Schalenmodells von Franz Galler – hier der link (klick) – 6.43 min.
Drei unterschiedliche Finanz-Instrumente kommen in der RegioStar-Genossenschaft zum Einsatz: eurogedecktes Regiogeld auf Basis der Chiemgauer-Technologie und ein Verrechnungsring „Midanand“ auf Cyclos-Basis. Ein zeitbasiertes System ist außerdem umsetzungsreif.

Zukunftsinitiative Sozialgenossenschaften – Franz Galler Mitglied in Expertenrat der Bayerischen Staatsregierung

Sozialgenossenschaften – eine innovative Form organisierter bürgerschaftlicher Selbsthilfe

Mitte 2012 hat die damalige Staatsministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen, Frau Haderthauer die „Zukunftsinitiative Sozialgenossenschaften“ gestartet um damit der Selbsthilfe der Bürgerinnen und Bürgern einen weiteren wichtigen Impuls zu geben. Die Initiative wird fachlich durch einen Expertenrat begleitet. Außerdem soll der Aufbau von modellhaften Sozialgenossenschaften finanziell unterstützt werden.

Expertenrat
Expertenrat

Frau Staatsministerin Haderthauer gemeinsam mit den Mitgliedern des Expertenrates „Sozialgenossenschaften – selbst organisierte Solidarität“ – Franz Galler ganz rechts

Zukunftsinitiative Sozialgenossenschaften

Sozialgenossenschaften sind in Deutschland und Bayern noch relativ wenig bekannt. Anders als im europäischen Ausland ist die Gründung von Sozialgenossenschaften auch erst seit 2006 möglich. Aus diesem Grunde sind Sozialgenossenschaften in Bayern und Deutschland noch nicht so weit verbreitet wie beispielsweise in Italien. Um dies zu ändern, unterstützt das Sozialministerium mit der „Zukunftsinitiative Sozialgenossenschaften“ den Aufbau von Sozialgenossenschaften.

Dieser besteht aus Vertretern aus allen relevanten Bereichen, namentlich der Praxis, der Wissenschaft, der Wohlfahrtspflege, den kommunalen Spitzenverbänden und der Politik. Zweck des Expertenrates ist es, die Potentiale von Sozialgenossenschaften herauszuarbeiten. Um Neugründerinnen und Neugründern eine wichtige Hilfestellung zu geben, hat der Expertenrat nun einen praxisnahen Ratgeber entwickelt. Interessierte finden dort Antworten auf Fragen wie ‚Was macht eine Sozialgenossenschaft aus?‘, ‚Für welche Aufgabenstellungen eignen sie sich?‘ und ‚Wie baue ich erfolgreich und nachhaltig eine Sozialgenossenschaft auf?‘.

Der Expertenrat besteht aus folgenden Mitgliedern:

  • Christine Haderthauer, MdL (Staatsministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen)
  • Prof. Dr. Egon Endres (Vorsitzender des Expertenrates; Präsident der Katholischen Stiftungsfachhochschule München)
  • Dr. Thomas Beyer, MdL (Vorsitzender des AWO Landesverbandes Bayern und Mitglied des Bayerischen Landtags)
  • Prof. Dr. Susanne Elsen (Professorin an der Freien Universität Bozen)
  • Franz Galler (Vorsitzender des SterntalerVereins STAR e.V. und Gründungsvorsitzender der Sozialgenossenschaft RegioSTAR eG; Büro für nachhaltige Regionalentwicklung)
  • Dr. Jürgen Gros (Bereichsdirektor Vorstandsstab und Kommunikation des Genossenschaftsverbands Bayern e.V.)
  • Ralf Haupt (Sozialreferent der Stadt Bamberg)
  • Prälat Bernhard Piendl (Landes Caritasdirektor des Landescaritasverbands Bayern e.V.)
  • Prof. Dr. Klaus Sailer (Professor für Entrepreneurship an der Hochschule München und Geschäftsführer des Strascheg Center for Entrepreneurship (SCE))
  • Dr. Klaus Schulenburg (Referent Soziales, Jugend und Krankenhauswesen des Bayerischen Landkreistags)
  • Christian Stupka (Vorstandsmitglied der Wogeno München eG)
  • Prof. Dr. Theresia Theurl (Geschäftsführende Direktorin des Instituts für Genossenschaftswesen im Centrum für Angewandte Wirtschaftsforschung an der Westfälischen Wilhelms Universität M ü n s t e r)
  • Joachim Unterländer, MdL (stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Soziales, Familien und Arbeit und Mitglied des Bayerischen Landtags)
  • Markus Zorzi (Ministerialdirigent, Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen)

Sozialgenossenschaften in Bayern – Der Ratgeber zur erfolgreichen Gründung (PDF, 3,1 MB)

Franz Galler beendete  nach 2-jähriger Mitgliedschaft seine ehrenamtliche Tätigkeit im Expertenrat im Frühjahr 2014.

10 Jahre Regiogeld in der Praxis … und es geht doch!

Die Humane Wirtschaft führte ein Interview mit Sterntaler-Gründer Franz Galler
Foto: Albrecht

Andreas Bangemann (AB) führte das Gespräch mit Franz Galler (FG)  

AB: Franz – du hast dich die letzten 10 Jahre neben Privat- und Berufsleben für ein neues Miteinander eingesetzt. Seit 2002 bist du Vorstand des als Nachbarschaftshilfe-Verein gestarteten STAR e.V. 2007 hast du die Sozialgenossenschaft RegioSTAR eG gegründet und dort verschiedene Handlungsbereiche wie einen Dorfladen, Gartenprojekte und Fotovoltaik-Anlagen integriert. Das Besondere dabei – der Austausch und die zinsfreie Verrechnung von Leistungen zwischen Privatpersonen und den Unternehmen mittels zweier komplementärer Regionalwährungen: dem Euro gedeckten „Sterntaler“ und der mit Dienstleistungen und Waren gedeckten Buchgeld-Währung „Talente“. Sind dir als früherer Banker die Regiogeld-Ideen einfach so vom Himmel gefallen oder gibt es ein konkretes Schlüsselerlebnis dafür, dass du das Denkgefängnis Geld verlassen hast?

HumaneWirtschaftMai13

…….  Hier das ArtikelHumaneWirtschaft05.1313 zum ganzen Interview

Franz Galler aus der bayerischen Gemeinde Ainring ist der Initiator des Regiogeldes „Sterntaler“, Vorstand des Regiogeld-Vereins STAR eV und Gründungsvorstand der Sozialgenossenschaft RegioSTAR eG. Mit Geld hat er auch beruflich zu tun. Der gelernte Bankkaufmann war über 25 Jahre im Bankwesen tätig und ist seit 10 Jahren selbständiger Vermögensberater. 2010 gründete er sein Büro für nachhaltige Regionalentwicklung. Als Dozent für Regionalentwicklungsthemen ist er an der Hochschule München und der Freien Universität in Bozen tätig. Zusammen mit seiner Frau Karin Deinbeck führt er seit Anfang 2012 das Zallis Naturkost Café – www.zallis.de

Zallis-Logo

Regiogeld – der neue Herzschlag für Ihre Region?

von Franz Galler

Im Prinzip ist Regionalgeld eine ganz einfache Sache. So könnte es gehen: Sie tauschen Euro im Verhältnis von eins zu eins gegen Regio. Mit diesem Regio können Sie nun einkaufen gehen. Allerdings nur in Ihrer Region und nur in Geschäften, die ihren Regio auch annehmen.

Das Ergebnis ist eindeutig und positiv: Das Geld zirkuliert schneller. Regionale Wirtschaftskreisläufe werden gestärkt. Es entstehen neue soziale Beziehungen zwischen Konsumenten und Wirtschaft.

Es gibt inzwischen zahlreiche Initiativen für regionales Geld. Im deutschsprachigen Raum zirkulieren ca. 25 Regionalgelder. Etwa 30-50 weitere planen die Herausgabe.

Die interessanteste Region für eurogedeckte Regios scheint der südostbayerische Raum zu sein. Mit dem „Chiemgauer“ (Regiogeld für die Landkreise Rosenheim und Traunstein mit ca. 700.000 Umlauf – s. www.chiemgauer.info) und dem „Sterntaler“ (Regiogeld für den Landkreis Berchtesgadener Land mit ca. 75.000 Umlauf – s. www.regiostar.com). Chiemgauer und Sterntaler grenzen nicht nur aneinander, sondern haben eine gemeinsame Rechenzentrale und sind sogar kompatibel. D.h. zusammen über 800 Unternehmen und ca. 3.000 Verbraucher. Die Abwicklung erfolgt unbar mittels Regiocard und einer Kontenlösung über heimische Banken als Dienstleistung der Regios eG.

Aufgrund kommunaler Unterstützung/Einbindung sind zwei weitere Regios zu beachten:

1. die „Langenegger Talente“ aus Vorarlberg (www.talente.cc). Dies ist eine Dorfwährung, die eine Genossenschaft im Mai 2008 in Kooperation mit der Gemeinde in Umlauf brachte. Die Dorfwährung wurde nach einstimmigem Gemeindebeschluss eingeführt, um den damals neuen Dorfladen und die Betriebe im Dorf maximal zu unterstützen und die Einwohner zu motivieren, vermehrt im Dorfladen einzukaufen. 2010 hat die Gemeinde Langenegg mit ihrem Engagement den europäischen Dorferneuerungspreis gewonnen.

2. der „Luxemburger Beki“ (www.beki.lu), der zum 1.1.2013 erfolgreich im Kanton Redingen startete. Besonderheit beim Beki: Bürgermeister und Mitinitiator Camille Gira konnte über EU-Gelder die Co-Finanzierung einer Halbtagsstelle zum Aufbau des Beki sichern und holte sich Starthilfe aus dem Berchtesgadener Land.

 „Wir setzen auf regionale Selbstständigkeit anstatt auf globale Abhängigkeit.“

Regionalgelder wollen den Euro nicht ersetzen, sondern ihn dort ergänzen, wo er seine Schwächen hat. Globale Währungen wie der Euro fließen durch den „eingebauten“ Wachstums- und Renditezwang zumeist sehr schnell aus der Region ab. Denn mehr Rendite wird in den Zentren und nicht in den Regionen gemacht. Das gilt national und international. Weltweit fließt ein Großteil des mobilen, anlagebereiten Geldes in die prosperierenden Länder wie z.B. China, Indien und Brasilien.

Der Regio hingegen ist ein reines Tauschmittel, das in der Region verbleibt. „Eingesperrter Euro!“
Ziel des
Regio ist die Förderung der regionalen Wirtschaft im Sinne der lokalen Agenda 21, also aktive Einbindung der Bevölkerung, Stärkung regionaler Identität, Verbesserung der Lebensqualität und des Dienstleistungsangebotes, Förderung sozialer Bezüge, Verbesserung der regionalen Wertschöpfung und regionaler Einkommen, kurze Wege, sowie Schließung regionaler Stoffkreisläufe.

Zielgruppe sind inhabergeführte Unternehmen, d. h. zumeist kleinere und kleinste Betriebe, welche durch die zunehmende Globalisierung immer mehr zu den Verlierern zählen. Denn diese führt zu einem Ausbluten der Innenstädte und Wegbrechen von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen. Gleichzeitig ist der Regio für regional orientierte Verbraucher da, die bereit sind, ihr eigenes Einkaufsverhalten zu hinterfragen, zumindest teilweise zu verändern, dies vorzuleben und damit weiterzugeben.

Der Regio baut ein Netzwerk zwischen Unternehmern und Verbrauchern auf. Idealerweise wird die Anbieterdichte und das Angebot wie bei Chiemgauer & Sterntaler sukzessive zunehmen: von der Apotheke bis zum Steuerberater, vom Waren-Lagerhaus bis zum kleinen Laden an der Ecke.

Der Regio ist für regional orientierte Verbraucher da, die bereit sind, ihr eigenes Einkaufsverhalten zu hinterfragen und zumindest teilweise zu verändern.“

Letztendlich entscheidet der Verbraucher mit seinem Einkaufsverhalten darüber, wie es in Zukunft mit unserer Nahversorgung und vor allem auch den Arbeits- und Ausbildungsplätzen aussehen wird. Der Regio ist dabei ein ideales und einfaches Mittel, wie jeder Bürger dafür etwas tun kann!

Mit Euros kann man doch genau so einkaufen und die regionale Wirtschaft genau so unterstützen?“ – das ist ein häufiger Einwand gegen Regionalgeld. In der Praxis stimmt er allerdings nicht. Regionales Geld führt tatsächlich dazu, dass mehr Produkte aus der Region und in der Region eingekauft werden. Das ist mittlerweile auch wissenschaftlich untersucht und nachgewiesen.

Warum ist das so? Der große Unterschied zum Euro ist, dass jeder einzelne mit dem Regio auch das Einkaufsverhalten des Nächsten mitbestimmen kann. Er kann mit dem Regio den Auftrag weitergeben, die Region zu schützen und zu fördern. Denn wenn ein Unternehmer den Regio zurücktauschen will, so hat er Verlust. Solange er ihn aber weitergibt, behält er immer den Wert von eins zu eins zum Euro. Dies führt dazu, dass sich automatisch regionale Wirtschaftskreisläufe bilden, die man zuvor nicht für möglich gehalten hätte.

Studien sagen, dass ein Haushalt gegenwärtig rund 30 Prozent seines Budgets im engen regionalen Bereich ausgeben könnte. Dies ist von vielen Angebotsfaktoren abhängig. Wie auch immer, es gibt ein gewaltiges zusätzliches Potenzial für regionale Wirtschaftskreisläufe. Dieses Potenzial kann durch Regionalgeld angeregt und verstärkt werden.

Der Regio ist also nicht generell gegen Globalisierung. Er zeigt aber deutlich auf, dass ein ausschließliches Zielen auf kurzfristige Gewinne und den billigsten Preis langfristig fatale Folgen haben kann. Nämlich dann, wenn es um den Erhalt der Nahversorgung, um Ausbildungs- und Arbeitsplätze und um die Situation der kommunalen Finanzen geht.

Franz Galler

Franz Galler aus der bayerischen Gemeinde Ainring ist der Initiator des Regiogeldes „Sterntaler“, Vorstand des Regiogeld-Vereins STAR eV und Gründungsvorstand der Sozialgenossenschaft RegioSTAR eG. Mit Geld hat er auch beruflich zu tun. Der gelernte Bankkaufmann war über 25 Jahre im Bankwesen tätig und ist seit 10 Jahren selbständiger Vermögensberater. Als Lehrbeauftragter für Regionalentwicklungsthemen ist er an der Hochschule München und der Freien Universität in Bozen tätig. Zusammen mit seiner Frau Karin Deinbeck führt er seit Anfang 2012 das Zallis Naturkost Café – www.zallis.de – und lebt dort seine Regiogeld-Idee: über 60.000 Regios wurden beim Umbau investiert und Monat für Monat belaufen sich die Regio-Einnahmen auf über ein Drittel des Monats-Umsatzes. Tendenz steigend und bei 100 % Akzeptanz! Und … das Zallis hat noch nie Regiogeld zurückgetauscht, sondern über Lieferanten & Geschäftspartner seinen eigenen Kreislauf geschaffen.

Informationsquellen:

www.regiogeld.dewww.unterguggenberger.orgwww.regionalentwicklung.dewww.monneta.org

Das Geld der Zukunft. Über die zerstörerische Wirkung unseres Geldsystems und Alternative hierzu. Bernard A. Lietaer, Riemann 2002, München

Regionalwährungen. Neue Wege zu nachhaltigem Wohlstand. Margrit Kennedy und Bernard A. Lietaer, München, Riemann 2004

3-Schalen-Modell Franz Galler auf youtube (6.43 min)

Visionär Franz Galler, Bayr. Fernsehen Unser Land (7.29 min)

 „Ich möchte Dir von hier aus noch mal herzlich danken. Von allen Seiten habe ich nur Positives gehört. Deine Kompetenz, Dein Engagement, Deine Überzeugungskraft haben uns ein gutes Stück weiter gebracht auf dem Weg zur Einführung unseres „Beki“.“

Camille Gira, Bürgermeister in Bekerich und Mitglied der Luxemburger Abgeordnetenkammer